Das Leben mit dem Bergbau prägte die Identität der Lausitz. Das findet Ausdruck einerseits im Stolz auf (Lebens-) Leistungen, andererseits in einer Demut gegenüber den Kräften der Natur. Es mündet im Selbstbewusstsein, mit der industriellen Nutzung des heimischen Bodenschatzes verlässlicher Energielieferant für die gesamte Bundesrepublik zu sein.

Seit der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands befindet sich die Energieregion Lausitz im (Struktur-) Wandel. Dieser Veränderungsprozess wird durch den politisch beschlossenen Kohleausstieg Deutschlands bis 2038 nochmals deutlich forciert. Die Wertschöpfungsverluste sollen diesmal – anders als beim Strukturbruch Mitte der 1990er-Jahre – durch Investitionen und den Aufbau neuer Strukturen weitgehend kompensiert werden. Die Lausitz soll Energieregion bleiben, aber mit klimafreundlichen Technologien, einer gestärkten Innovationskraft und neuen Perspektiven in einer breiter aufgestellten Industrie. Die Menschen sollen neue Chancen erhalten. Den Familien und insbesondere der Jugend soll mit einer erfolgreichen Strukturentwicklung Perspektive und Zukunft gegeben werden.

Der Erfolg dieses politisch initiierten Strukturwandels scheint für alle politischen Ebenen Verpflichtung. Selbst auf EU-Ebene wird die Lausitz als Gradmesser im Transformationsprozess für den angestrebten Green Deal samt Einklang aus Klimaschutz, Energie, Industrie und Wertschöpfung gesehen: Wenn ein Musterbeispiel für den Wandel von einer fossilen zu einer klimafreundlichen Energie- und Industrieregion als Vorbild für die rund 40 weiteren Kohleregionen Europas gelingen kann, dann in der Lausitz!

Diesen Weg hin zu einer klimafreundlichen Industrieregion im Herzen Europas wollen wir konstruktiv begleiten und in die Region hinein vermitteln. Es gilt, Wunden aus dem erlebten Strukturbruch zu heilen, Vertrauen aufzubauen, eine zweite De-Industrialisierung, die mit einer erneuten Abwanderungswelle verbunden ist, in der Lausitz zu verhindern. Immer noch richten einige Umweltverbände, zweifelhafte Experten und Lobbyisten der Erneuerbaren im eigenen Interesse und von außen über die Lausitz. Fast immer mangelt es dabei an Ausgewogenheit und Verständnis. Viele Multiplikatoren befördern diese oberflächliche Auseinandersetzung.

Wir wollen einen Beitrag leisten für die nötige Ausgewogenheit und das erforderliche Verständnis. In diesem Sinne wollen wir Informationen und Argumente liefern zur Energiepolitik Deutschlands, dem induzierten Lausitzer Wandel und der begleitenden gesamtgesellschaftlichen Debatte. Damit wollen wir der Lausitz, den Menschen und einer Energie- und Industrieregion im Wandel eine Stimme geben. Wer die tief verwurzelte Identität der Lausitzer mit ihrer Bergbau- und Industrieregion versteht, der begreift mit Blick auf Unsicherheiten im forcierten Wandel auch die notwendige Wahrnehmung der Interessen von Kumpeln, Industriearbeiterinnen und ihrem familiären wie kommunalen Umfeld. Es geht um Augenhöhe. Und es geht um die Berücksichtigung eines lokalen, demokratischen Spektrums. Der starken Stimme nach außen stehen somit unsere klaren demokratischen Impulse gegen Populismus und einfachen Wahrheiten nach innen zur Seite.

In diesem Verständnis hat Pro Lausitz in der Debatte um eine Verantwortung der Bundespolitik für die Region vehement und erfolgreich für die Strukturstärkung und neue Chancen industrieller Wertschöpfung für die Lausitz gekämpft. Pro Lausitz hat die besondere Betroffenheit der Lausitz verdeutlicht und war ein zentraler Akteur auf dem Weg zum hart abgerungenen Bekenntnis des Bundes und den zugesagten rund 17 Milliarden Euro für die Strukturstärkung der Lausitz. Pro Lausitz war und ist dabei stets glaubwürdiger Vertreter der Bergleute und Industriebeschäftigten der Lausitz und ihrer Familien sowie für alle Mitstreiter eines gesunden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeldes.

Noch vor Verabschiedung der Bundesgesetze zu Kohleausstieg und Strukturstärkung hat Pro Lausitz sich öffentlich zum gesamtgesellschaftlichen, von der Kommission für Wachstum, Strukturentwicklung und Beschäftigung ausgehandelten Kohlekompromiss bekannt. Nun geht es darum, den Wandel konstruktiv anzupacken, auch jene Menschen in der Lausitz mitzunehmen, die aus Erfahrungswissen der 1990er Jahre noch mit der Politik hadern. Pro Lausitz versteht sich insofern als demokratische Instanz der Arbeitenden in der Energiewirtschaft und Industrie der Lausitz und als Hüter des Kohlekompromisses, der der Lausitz bis 2038 Luft zum Atmen gibt. Für den Prozess der Strukturstärkung ist Pro Lausitz konstruktiver Mitgestalter und bringt als regionaler Anker wichtige Erkenntnisse aus der Vergangenheit in den Prozess ein. Darüber hinaus steht Pro Lausitz als glaubwürdiger Mittler der Chancen und Herausforderungen des Wandels in die werktätige Zivilgesellschaft hinein für eine Überwindung der gesellschaftlichen Differenzen.